Farr 40

Noch bevor meine Website online gegangen ist, erhielt ich meine erste Anfrage als Taktiker in der professionellen Farr 40 Klasse. Schon vier Tage später flog ich ins sonnige Italien nach Capri, wo der Rolex-Farr40-Cup stattfand.

Alle, das neue Team und ich, waren sehr gespannt darauf, wie ich denn in dieser Königsklasse zurecht kommen würde.

An unserem Trainingstag meinte ich in meiner bekannten zurückhaltenden Art zu unserem Skipper, „schau dir den Bereich in Lee hinter der Wante an, da werden unsere Gegner sein“.

Wie nun ein gebürtiger Schweitzer, der im letzten Jahr erst in die Klasse eingestiegen ist und bei seiner ersten Farr40-Regatta logischerweise den letzten Platz belegt hatte, DAS auffassen musste, ist klar.

Nächster Tag, erste Regatta, erster Start, erste Kreuz rechts raus, Feld links, 300m vor der Tonne 1 meinte ich zum Skipper, „schau nach Lee, das gestern habe ich ernst gemeint“. Es freut mich immer wieder von Neuem ein breites Grinsen zur Kenntnis zu nehmen. Leider konnten wir noch nicht konstant den Bootsspeed der anderen gut trainierten Boote halten. So waren wir „nur“ Vierter von 14 Booten an der Tonne.

In den folgenden Wettfahrten verbesserten wir stetig das Zusammenspiel an Bord, so dass wir im 7. Rennen den Start gewannen, Null-Start mit 8 kn Speed, die richtige Seite wählten und wieder fast Erster an Tonne 1 waren. An der Leetonne kämpften wir mit einem Italiener um die Innenposition als plötzlich schon innerhalb des DREI-Längen-Kreises irgendein USA-Boot unser Heck kreuzte und in die Innenposition fuhr. Links der Ami, rechts der Italiener und wir mitten drin. Schön (für die anderen) zu beobachten, wenn Drei Boote geschlossen an der Tonne weiterfahren… Die Protestflagge wurde gehisst.

Nach dem Rennen erfuhr ich, dass der Taktiker auf dem USA-Boot kein anderer ist als Terry Hutchinson, America’s Cup Gewinner. Also dachte ich, lass uns gegen diesen den Protest auch einreichen! Warum? Damit im Hinblick auf die kommende WM alle zur Kenntnis nehmen, dass wir nicht da sind, um das Feld aufzufüllen, sondern dass wir kämpfen. Das beschwichtigende Freibier von Terry lehnten wir an Land dankend ab.

Die Protestverhandlung dauerte 2 Stunden, der Italiener und wir sagten geschlossen gegen Terry aus, er hätte erst 2 Bootslängen vorher eine Überlappung hergestellt. Terry machte mit seinem Namen daraus 6 Bootslängen – das ist ja auch nur 3x soviel, eine Kleinigkeit bei einem 40 Fuß Schiff.

Mir war klar, dass ich den Namen besiegen musste. Terry hatte seinen Protest 5 Minuten zu spät eingereicht. Er hat der Jury mitgeteilt, dass er pünktlich im Regattabüro war, aber 6 Leute mit Reisepässen ihn daran gehindert haben, das Formular rechtzeitig abzugeben. Die Jury nickte das sogleich ehrfürchtig ab. Um ihn zu „enttrohnen“, erwiderte ich, „dass wir alle dort waren und gesehen haben, dass da keine 6 Leute vor ihm waren“. Warum ich das sagen würde? „Na weil ich hier doch die Wahrheit sagen müsse“ – das hat Terry ganz und gar nicht gefallen… Es entsprach alles der Wahrheit, aber geholfen hat es nichts. Wir sind rausgeflogen, aber alle Segler waren der Meinung, dass wir uns richtig verhalten haben.

Außerdem hatte ich noch nie eine so preisgünstige Privatstunde von einem Großmeister !!!

 

Für die WM in 3 Wochen bin ich wieder eingeladen. Wir hoffen, dass wir unser Speedproblem dort etwas reduzieren können und einige gute Mittelplätze fahren können.

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